Maximale Spielfreude und minimaler Energieverbrauch

Der Kindergarten in “Minimalenergiebauweise”
ist nach einem Jahr Bauzeit fest in Kinderhand

 


Gelungene Architekturleistung - passiv im Energieverbrauch und
aktiv in kindgerechter Planung.

Seit April 2002 haben 56 Mädchen und Jungen den neuen Kindergarten in Pommertsweiler bezogen und konnten ihr provisorisches Heim in der benachbarten Schule endlich verlassen.
Das Gebäude wurde, wie wir schon in der letzten DDB-Ausgabe berichteten, von Architekt Dipl.-Ing. Axel Schmid als sogenanntes Minimalenergiegebäude mit einem durchschnittlichen Energiebedarf von 20-25 kWh je Quadratmeter und Jahr geplant und ausgeführt.


Dennoch standen bei dem Familienvater die Bedürfnisse der Kinder vor aller modernen Technik im Vordergrund. Aprithan lieferte die Wärmedämmung für Dach, Fassade und Fußboden. In einem Gespräch in seinem Haus in Abtsgmünd erläuterte uns Schmid seinen Standpunkt und einzelne Details zum Gebäude.

 

Aprithan: Herr Schmid, wie war die Aufgabenstellung bzw. welches waren die Ziele beim Bau des Kindergartens und inwiefern wurden diese eingehalten? Gab es seitens des Bauherren spezielle Vorgaben?

 

A. Schmid: Aufgabenstellung bzw. Ziel war, einen Kindergarten zu erstellen, der ökologische und ökonomische Gesichtspunkte berücksichtigt, „so eine Art Passivhaus“ sollte entstehen, aber mit guter Funktionalität und ansprechender, kindgerechter Architektur.

 

Wichtig war dem Bauherren, also der Gemeinde, auch, alternative Energietechniken einzusetzen und somit zugunsten der Vorteil der Umwelt keinen CO-Ausstoß zu verursachen. Der Kindergarten verfügt über keinerlei klassische öl- oder Gas-Heizungsanlage, sondern erhält die benötigte Wärme aus einer kontrollierten Be- und Entlüftungsanlage über Erdkollektoren.

 

Strom wird über eine 6 kW-Photovoltaik-Anlage, die auf dem Dach installiert wurde, erzeugt. Den im Winter eventuell benötigten Restwärmebedarf deckt eine Wärmepumpe.

 

Die Gemeinde will damit eine Vorbildfunktion für kommende Bauvorhaben aufzeigen und in puncto Energieeinsparung Standards setzen. Ziel war weiterhin, eine hinsichtlich Werterhaltung und Langlebigkeit beständige, kostengünstige Bauweise zu wählen, also entschieden wir uns für eine konventionelle Massivbauweise, die gleichzeitig den Vorteil der Speicherfunktion erfüllt. Um auch schon beim Transport der Baustoffe möglichst wenig CO2-Ausstoß durch kurze Anfahrtswege zu verursachen, wurden wo immer möglich Baustoffe aus der Region bevorzugt wie zum Beispiel bei den Mauerziegeln, den Tondachziegeln, dem Beton und dem Dämmstoff für Dach, Fassade und Fußboden.

 

Nicht zu vergessen den „ortsansässigen Architekten“, der bei automatisch kurzen Dienstwegen auch mal auf's Fahrrad steigen kann.

 


Aprithan: Minimalenergiebauweise und Passivenergiebauweise, was genau verstehen Sie darunter und wie ist sie zu erreichen?

 

A. Schmid: Grundsätzlich denke ich, dass in unseren Breitengraden für die „konstante“ Aufwärmung unserer Wohnräume Energie aufgebracht werden muss. Schließlich will doch niemand frieren. Die grundsätzlichen Kriterien, die ein Passivhaus definieren, sind beim Bau des Kindergartens vorbildlich in die Praxis umgesetzt worden. Zum Beispiel sehr gute Wärmedämmung in Dach, Wand und Fußboden, Luftdichtigkeit, der Einsatz einer kontrollierten Be-/Entlüftung, alternativer Energietechnik etc. Auch auf komplizierte Details, die später evtl. zu Bauschäden führen können, wurde

hier komplett verzichtet.

 

Ebenfalls ist die Auswahl des Bauplatzes mit entscheidend, ob ein Gebäude ein Minimalenergie- bzw. Passivhaus werden kann oder nicht. Es kommt auf die Himmelsrichtungen und die Sonneneinstrahlung an.

 

Dazu eine gute Grundrissplanung, mit hoher Funktionalität, immer bezogen auf ein optimales A-V-Verhältnis und die Ausrichtung für passive Sonnenenergienutzung, die man ganz klar in der Architektur erkennen kann: Durch den Versatz des Pultdaches entstanden große, nach Süden orientierte Fensterflächen.

 

Vom Energieverbrauch betrachtet liegt unser Gebäude bei umgerechnet ca. 2-2,5 Litern Heizöl je Quadratmeter und Jahr. Das definierte Passivhaus benötigt 1,5 Liter.

 

Das Ziel, einen enorm geringen Heizwärmebedarf zu erhalten, wurde somit erreicht. Daher spreche ich von Minimalenergiebauweise.

 

Aprithan: Hatten Sie schon vorher Erfahrung mit dem Dämmstoff PUR-Hartschaum, wenn ja, wo?

 

 


A. Schmid: Zumeist ist mit PUR-Hartschaum als guter Dämmstoff im Dachbereich, bei Aufsparrendämmungen und als Dämmung unter Estrich im Fußbodenbereich schon lange bekannt. Auch hier in meinem eigenen Büro- und Wohngebäude liegen 120 Millimeter-Dämmplatten auf den Sparren. Ich habe die Wärmedämm-Elemente selbst mit eingebaut. Ein Vorteil ist, dass die Dämmebene ohne Unterbrechung großflächig dämmt und damit nicht nur optimalen Schutz vor Kälte bietet, sondern auch im Sommer ein guter Hitzeschutz gegeben ist.

 

Aprithan: Welche Bauteile wurden beim Kindergarten mit PUR ausgeführt und warum? [Der Kindergarten im Rohbau]

 

A. Schmid: Die Bauteile Dach, Wand und Fußboden wurden mit PUR-Hartschaum von Aprithan ausgeführt. Im Dach ist eine insgesamt 240 mm starke Dämmschicht, die aus 120 mm PUR-Zwischensparren und darüber 120 mm PUR-Aufsparrendämmung apricell St blau besteht. Die Fassade ist mit 140 mm aprisit-Vollwärmeschutz ausgestattet, d.h. PUR-Hartschaum der WLG 030 von Aprithan und einem Putzsystem von Hasit. Im Fußboden liegen zwei mal 50 mm PUR-Hartschaum Platten der WLG 025, also aluminiumkaschierte Dämmelemente von Aprithan. Entsprechend der einzelnen Konstruktionen konnten Anschlussdetails einfach und unkompliziert ausgebildet werden. Und mit PUR-Hartschaum als Wärmedämmung erhält man einfach optimale Dämmwerte bei architektonisch akzeptabler Dämmstoffdicke.

 

Aprithan: Gibt es bezogen auf PUR-Hartschaum besonders interessante technische Details?

 

A. Schmid: Vor allem die Dachdämmelemente waren sehr gut zu verarbeiten. Es fiel extrem wenig Verschnitt oder sonstiges Restmaterial an, das man zudem nicht auf der Deponie entsorgen muss, sondern das man wieder recyclen kann. Ein Wärmedämmverbundsystem aus PUR hat den großen Vorteil, dass man im Gegensatz zu Dämmsystemen mit Polystyrol keine zusätzlichen Auflagen bzw. Anforderungen bezüglich Brandschutz/Brandüberschlag im Sturzbereich der Fenster zum Dach beachten muss. Dies ist besonders für den Verarbeiter von Vorteil, da er keine weiteren Dämmstoffarten für den Brandschutz einplanen muss. Grundsätzlich spricht auch die gute Druckfestigkeit für PUR-Hartschaum.

 

 

 

Aprithan: Gibt es eine Energiebilanz für das Gebäude und gibt es schon erste gemessene Verbrauchswerte?

 

A. Schmid: Sicherlich gibt es eine Energiebilanz und tendenziell steuern wir auch ein sehr gutes Ergebnis an. Allerdings können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine konkreten Werte vorlegen. Hier muss zunächst eine Verbrauchsperiode abgewartet werden, denn der Kindergarten wurde ja offiziell erst Ende April 2002 übergeben.

 

Aprithan: Sind Sie mit dem Ergebnis des im Kindergarten Ende 2001 durchgeführten Blower-Door-Tests zufrieden und welchen Stellenwert nimmt dieses Ergebnis ein (Kontrollinstrument)? Werden künftige Projekte der Gemeinde, wie z.B. das neue Kinderhaus, auch mit PUR und Aprithan geplant?

 

 

A. Schmid: Ja, mit den Messergebnissen des Blower-Door-Tests bin ich sogar sehr zufrieden. Die Messungen haben mit einer Luftwechselrate von n50 < 0,46 1/h (Mittelwert) alle Erwartungen übertroffen.

Hier hat sich die intensive Bauleitung, bzw. Objektüberwachung und die sorgfältige Ausführung der Handwerker bestätigt. Für die Gemeinde Abtsgmünd ist das "Abenteuerland", wie der Kindergarten getauft wurde, von nun an das Maß aller Dinger und wird als Standard für künftige Objekte zugrunde gelegt. Mit persönlich liegt aber auch eines besonders am Herzen: Die Kinder sollen gern in ihren Kindergarten gehen und sich im Gebäude wohlfühlen. Dass sich unsere Kinder wohlfühlen, ist die Grundvoraussetzung für einen gut funktionierenden Sozialstaat und sollte eigentlich selbstverständlich sein.

 

Aprithan: Herr Schmid, wir bedanken uns für das sehr interessante Gespräch.

 

Das Gespräch führte Sybille Frank, Pressereferentin der Aprithan Schaumstoff GmbH.